Der faire Handel von 1860 bis heute

Es ist schwierig, den fairen Handel bis zu seinen Anfängen zurückzuverfolgen. Das Label "Max Havelaar" verdankt seinen Namen einem Buch aus dem Jahre 1860. Darin prangert der Autor die Ungerechtigkeiten im Kaffeehandel zwischen Indonesien und den Niederlanden an. Hundert Jahre später kam der Direktor von Oxfam - UK auf einer Reise nach Hongkong auf die Idee, Handwerksprodukte chinesischer Flüchtlinge in Oxfam-Läden zu verkaufen. Der erste Artikel war ein ausgestopftes Nadelkissen.
1964 gründete Oxfam die erste alternative Handelsorganisation (ATO -Alternative Trading Organisation).

Zur gleichen Zeit begannen niederländische Dritte-Welt-Gruppen, Rohrzucker zu verkaufen mit der Botschaft "Mit dem Kauf von Rohrzucker verhelfen Sie armen Ländern zu einem Platz an der Sonne des Wohlstands". Später kamen auch Handwerksprodukte aus dem Süden dazu, und 1969 öffnete der erste Weltladen.
Seit den Anfängen vor 40 Jahren hat sich der faire Handel enorm ausgeweitet. Heute gibt es etwa 70 Importorganisationen in 16 europäischen Ländern, weitere in Australien, Kanada, Japan und den USA). Sie beziehen die Produkte direkt von den Produzentengruppen im Süden und setzen sie über vielerlei Kanäle ab: Weltläden, Solidaritätsgruppen, Versandhandel, Bioläden, lokale Märkte und zunehmend auch institutionelle Einrichtungen wie Kantinen, Geschäfte, Behörden u.a. 1990 wurde die EFTA (European Fair Trade Association) gegründet. Sie repräsentiert 12 Importorganisationen mit einem Umsatzanteil von 2/3 der fair gehandelten Produkte in Europa.
Seit den 70er Jahren sind überall in Europa Weltläden entstanden. Mehr als 3.000 sind es nun, von denen 2.500 über 16 nationale Zusammenschlüsse im Netzwerk europäischer Weltläden (Network of European Wortd Shops - news!) vertreten sind.
1989 wurde die erste internationale Vereinigung des alternativen Handels (International Föderation of Alternative Trade - IFAT) gegründet, die ATOs aus Afrika Australien, Europa, Japan, Nord- und Südamerika organisiert. Ziel der Importorganisationen, Läden und Solidaritatsgruppen ist es. fairgehandelte Produkte zu verkaufen. das Bewusstsein für die schlechten Produktions- und Handelsbedingungen der Produzenten im Süden (und manchmal auch im Norden) zu starke» sowie für Verbesserungen einzutreten.
Bis Mitte der 8oer Jahre agierte die Fair-Handels-Bewegung hauptsächlich m Umfeld derer, die sich für eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Nord und Süd einsetzten. Danach weitete sich der faire Handel auch auf kommerzielle Kanäle aus, wobei er sich auf den Grosshandel mit Insti-tutionellen Absatzkanälen stützte. Dieser Trend führte 1988 zur Schaffung des ersten Siegels für fair gehandelte Produkte in den Niederlanden - Max Havelaar. Kommerzielle Händler, die die Kriterien des fairen Handels sowie externe Kontrollen durch die Siegelorganisation akzeptieren, erhalten ein Siegel und setzen ihre Produkte über ihre kommerziellen Kanäle ab.

Bald entstanden weitere Labelorganisationen wie TransFair International (mit begründet von der EFTA) und Fair Trade Foundation. Seit April 1997 werden alle Siegel des fairen Handels von FLO koordiniert - der International Fair Trade Labelling Organisation in 12 europäischen Ländern sowie Kanada, Japan und den USA. Die FLO wurde 2004 in zwei eigenständige Organisationen aufgeteilt: die FLO ist für die Entwicklung der Standards und die Produzenten-Unterstützung zuständig, die FLO-CERT für die Prüfung der Handelsketten und die Zertifizierung der Produkte.

Inzwischen haben sich viele weitere Länder diesen Organisationen angeschlossen, zuletzt im 2015 Brasilien, Taiwan und die Philippinen.